Wie bereits im Vorfeld schon angedeutet werden als
Langzeitprognosen alle Vorhersagen bezeichnet, die
über 10 Tage hinausgehen. Viele Menschen sind jedoch
immer noch der Ansicht, dass längerfristige
Prognosen aufgrund der sogenannten "Chaostheorie"
der Atmosphäre unmöglich und demzufolge auch
unseriös sind. Oftmals hört man auch den Standpunkt,
dass Langfristprognosen deshalb hinfällig seien, da
mitunter schon die Vorhersage für die nächsten Tage
daneben liegt und sich somit eine Prognose über
einen noch längeren Zeitraum erübrigt. Dieses Denken
ist jedoch grundsätzlich falsch!
Was ist der Unterschied
zwischen kurz-, mittel- und langfristigen
Vorhersagen?
Zunächst einmal muss man Langfristprognosen von den
kurz- und mittelfristigen Vorhersagenklar
abgrenzen, da es bei der langfristigen Prognose in
erster Linie darum geht, die allgemeine
Witterungstendenz einer Monatshälfte, eines ganzes
Monats oder gar einer Jahreszeit wiederzugeben und
nicht eine konkrete Vorhersage für einen bestimmten
Tag zu erstellen, wie dies bei der üblichen
Wettervorhersage für die nächsten Tage der Fall ist.
Kann man langfristig
vorhersagen, ob es z.B. "Weiße Weihnachten" gibt?
Es wird niemals möglich sein schon
im Oktober zu sagen, ob das folgende Weihnachtsfest
"weiß" oder doch wieder "grün" ausfällt. Selbst die
besten Vorhersagemodelle der Welt sind maximal nur
bis zum 10. Tag imstande eine ungefähre
Wetterentwicklung für ein größeres Areal (z.B.
Deutschland) zu bestimmen. Nur allgemeine Tendenzen
für eine längere Zeitspanne sind langfristig unter
gewissen Voraussetzungen machbar.
Eine
Punktprognose für einen bestimmten Ort X bzw. einen
Tag Y ist langfristig also nicht möglich!
Wo liegen die Grenzen
langfristiger Vorhersagen?
In der freien Atmosphäre existieren etliche
Parameter und Gesetzmäßigkeiten, die derart komplex
miteinander verbunden und schwierig zu erfassen
sind, dass sie zu unerwarteten Änderungen eines
bestimmten Verhaltensmusters führen können und damit
zum Eintreten eines gegensätzlich prognostizierten
Witterungsablaufes. Zudem sollte nicht vergessen
werden, dass langfristige Prognosen wie auch die
alltäglichen Wettervorhersagen niemals eine
100 %-ige oder nur annährend so hohe
Eintreffwahrscheinlichkeit liefern können. Genauso
wenig werden Langfristprognosen jemals im Stande
sein, extreme Witterungsereignisse
richtig vorherzusagen, da bei der Erstellung
statistische Mittelwerte zurückliegender Jahre
verwendet und somit "Ausreißer" nur schwer erfasst
werden. Fehlprognosen werden daher auch in Zukunft
zum Alltag der Meteorologie gehören. Dies sollte
aber kein Grund sein an der generellen Möglichkeit
einer Langfristprognose zu zweifeln.
Kurz- und
Langfristprognosen
= gleiche Vorhersagemethode?
Die Erstellung beider Vorhersagetypen erfolgt auf
vollkommen unterschiedlichem Wege.
Während die langfristige Prognose auf statistische
Untersuchungen und Vergleiche mit der Vergangenheit
angewiesen ist (Analogie), wird bei kurzfristigen
Vorhersagen der Zustand und das Verhalten der
Atmosphäre mit Hilfe von physikalischen Formeln
jeweils für die nächsten Stunden / Tage simuliert
und berechnet. Eine Gegenüberstellung beider
Vorhersagetypen käme also dem berühmten Vergleich
von Äpfeln mit Birnen sehr nahe.
Sind Langfristvorhersagen
überall gleich gut möglich?
Dies ist leider nicht der Fall.
Während tropische Regionen
durch den großen Einfluss der Meerestemperaturen
dafür begünstigt sind, ist eine entsprechende
Vohersage für die gemäßigte Klimazone aufgrund der
größeren internen Variabilität der Atmosphäre
(häufiger Wechsel von Hoch- und
Tiefdruckwetterlagen) weitaus schwieriger. Vor allem
wir in Mitteleuropa haben damit zu kämpfen, dass
prognoserelevante Signale sehr stark vom sogenannten
Rauschen überlagert werden und eine
erfolgversprechende Vorhersage somit recht aufwendig
ist.
Sind Witterungsprognosen
über mehrere Monate überhaupt möglich?
Prinzipiell ja, wenn auch mit erwähnten
Einschränkungen. Dass die Atmosphäre nicht vollends
"chaotisch" sein kann, sondern es sich dabei um ein
großräumiges, hochkompliziertes System handelt, in
dem durchaus geordnete Verhältnisse vorherrschen,
beweisen doch mehrere immer wieder eintreffende
Witterungsregeln, wie z.B. die Januarregel von Franz
Baur:
"Ist der Oktober in
Deutschland sehr warm und trocken, kann mit hoher
Wahrscheinlichkeit ein zu kalter Januar erwartet
werden."
Diese Regel besitzt eine Eintreffwahrscheinlichkeit
von 90 % bei einer Vielzahl von beobachteten Fällen
und kann daher als hochsignifikant angesehen werden.
Solche Statistiken beweisen aber, dass physikalische
Zusammenhänge in der Atmosphäre tatsächlich
existieren. Hintergrund solcher Erfahrungssätze sind
vor allem die Erhaltungs- bzw. Wiederholungsneigung
der Atmosphäre zu bestimmten Zeitpunkten, ebenso der
"Hang" zu grundlegenden Änderungen des
Strömungsmusters bei speziellen Ausgangsbedingungen.
Auf dieser Grundlage lässt sich weiter aufbauen.
Ziel sollte deshalb sein, weitere Forschungen auf
diesem Gebiete zu betreiben und dabei die Ergebnisse
ständig zu verbessern.
Inwieweit erschwert die Chaostheorie die
Erstellung von Langfristprognosen?
Der vielzitierte "Schmetterlingseffekt", den die
Verfechter der Chaostheorie gerne benutzen, um
langfristige Vorhersagen als nichtig zu bezeichnen
gehört ins Reich der Fabeln. Er beinhaltet im
übertriebenen Sinne, dass der Flügelschlag eines
Schmetterlings auf einem Kontinent A ein schweres
Unwetter einige Tage später auf einem Kontinent B
zur Folge haben könnte. Damit soll ausgedrückt
werden, dass sehr kleine, unbedeutende und
unerwartete Veränderungen irgendwo in der Atmosphäre
große Auswirkungen auf das gesamte Wetter in der
Folgezeit haben. Da jedoch auch das hochkomplizierte
"System Atmosphäre" stets auf Ausgleich bedacht ist,
muss eine großräumige und ordnungsgebundene
Zirkulation existieren. Die Unterschiede der
mittleren Jahrestemperatur zwischen den wärmsten und
den kältesten Jahren betragen in Mitteleuropa gerade
mal 3,5 bis 4 K. Ohne ohne geordnete Verhältnisse
der Atmosphäre wäre die Amplitude der
Jahresmitteltemperatur viel größer.
Was ist vom "Hundertjährigen Kalender" zu
halten?
Kurz gesagt: Überhaupt nichts! Der Hundertjährige
Kalender ist ein Produkt eines geschäftstüchtigen
Arztes, der um 1700 die 7-jährigen Aufzeichnungen
des Abtes M. Knauer veröffentlichte und behauptete,
sie seien 100 Jahre alt. Da sich das Wetter aber
nicht in einem 7-jährigen Zyklus wiederholt,
entbehrt der Kalender somit jeglicher
wissenschaftlicher Grundlage und ist als
Langfristprognose unbrauchbar.
Was bedeuten Angaben wie
"mild" und "nass"?
Bei langfristigen Vorhersagen ist es üblich,
Temperatur- und Niederschlagstendenzen eines Monats
oder einer Jahreszeit gegenüber einem langjährigen
Mittelwert anzugeben. Allerdings kann es von nicht
unwesentlicher Bedeutung sein, wie dieser Referenzzeitraum
definiert ist. So kann ein Monat gegenüber einer
kalten Epoche als "mild" gelten, gegenüber einer
anderen jedoch als "normal".
Mit dem 01.01.2018 erfolgt eine Umstellung der
Referenzperiode auf den Zeitraum 1981 -
2010.
Frühere Perioden wie die zuletzt verwendete 1961 -
2010 sind damit auf diesen Seiten nicht mehr gültig.
Erforderlich war die Umstellung deshalb, weil
einerseits auf globaler Ebene der gültige
Referenzzeitraum zunehmend auf die obige Periode
umgestellt wurde und andererseits die Häufung zu
warmer Monate gegenüber älteren (und damit kalten)
Referenzzeiträumen eine Anpassung notwendig machte.
Welche unterschiedliche Vorhersagemethoden
gibt es?
1. Korrelationsbeziehungen zwischen
Luftdruck- bzw. Temperaturanomalien auf der
Nordhalbkugel und der Temperatur über Mitteleuropa
in den nachfolgenden Monaten. Über die
Korrelationsrechnung wird dann die voraussichtliche
Temperatur eines zu vorhersagenden Monats ermittelt.
Nähere Infos dazu hier. Entwicklung dieser Methode
allerdings sehr aufwendig ! Zu den angegeben
Prognosewerten sei noch
ein Wort gesagt: Es handelt sich nicht um exakte
Prognoseangaben, sondern lediglich um Tendenzen
einer Vorhersage, ob z.B. eine stärkere oder
schwächere Anomalie für den Monat zu erwarten ist.
Ebenso kann man den Grad der Abweichung auch als
Wahrscheinlichkeitsfaktor auffassen. Wird
beispielsweise ein Monat mit einer starken positiven
Anomalie vorhergesagt, so ist die Wahrscheinlichkeit
eines generell "zu warmen" Monats größer, als wenn
die berechnete Abweichung nur geringfügiger Art
gewesen ist.
2. Analogie-Methode: Hier wird
versucht aus den Luftdruckverteilungen der letzten
Monate ähnliche Fälle in vergangenen Jahren zu
finden und aus deren Weiterentwicklung auf die
Verteilungen von Druck und Temperatur in den
nächsten Monaten zu schließen. Vorteil: Weniger
aufwendig und auch leicht auf andere Regionen
übertragbar. Dieses Prognosesystem befindet sich
zwar beim Autor noch im experimentellen Stadium,
liefert aber dennoch schon sehr beachtliche
Ergebnisse.
3. Statistische Witterungsregeln:
In diesem Bereich hat sich vor allem Prof. Dr. Franz
Baur einen Namen gemacht. Er untersuchte zwischen
den 1940er und 70er Jahren eine Vielzahl von
Zusammenhängen und stellte ein große Anzahl von
statistischen Witterungsregeln auf von denen die
Meisten auch heute noch hohe Gültigkeit besitzen.
Ein typisches Beispiel hierfür ist die oben
beschriebene Januarregel. Soweit möglich, finden
solche Regeln auch bei den Vorhersagen des Autors
Anwendung.
4. Dynamische Modelle: Dieser
Methode bedienen sich vor allem staatliche
Institutionen. Das Grundprinzip jener Modelle
besteht darin, zunächst die Entwicklung der
Meeresoberflächentemperaturen vorherzusagen -
insbesondere im Bereich des tropisches Pazifiks
(ENSO) - um daraus eine globale Temperatur- und
Niederschlagsprognose abzuleiten. Da allerdings der
direkte Einfluss von El Nino / La Nina auf
Mitteleuropa nur sehr gering ist, sind die
prognostischen Resultate für jene Region eher
bescheiden.
5. Rhythmen: Wie sich schon öfters
in der Vergangenheit gezeigt hat, folgte nach Ablauf
bestimmter Perioden auf ein Hoch- bzw.
Tiefdruckgebiet an gleicher Stelle ein neues Hoch
bzw. Tief. Diese Rhythmen sind allerdings noch
weitestgehend unerforscht, da sie einerseits noch
wenig bekannt sind und andererseits ein recht großer
Arbeitsaufwand dafür nötig ist. Im Allgemeinen
zeigten sie jedoch bei Versuchen keine
befriedigenden Ergebnisse.