Auf dieser Seite soll
gesondert auf besondere Themen rund um das Thema
Langfristige Witterungsprognosen eingegangen werden.
Dazu zählen Ergebnisse alternativer
Prognosemethoden, die Diskussion möglicher noch
unberücksichtigter Einflussfaktoren auf unsere
Witterung, sowie klimaspezifische Analysen und
Auswertungen. Die Rubrik wird in unregelmäßigen
Abständen aktualisiert. Für die einzelnen
Spezial-Beiträge der Vergangenheit ist außerdem ein
Archiv
vorhanden, welches kontinuierlich wächst.
Zunahme warme Sommer durch veränderte
Zirkulation?
Im letzten "Langfrist-Spezial" wurde die Frage
aufgeworfen, ob die beträchtliche Zunahme
warmer Sommer in Mitteleuropa eine direkte
Folge des Klimawandels darstellt oder ob vielmehr
die Veränderung des Klimas eine mögliche
Beeinflussung der Großwetterlagen und damit des
Temperaturgepräges in unserer Region zur Folge hat.
In diesem Zusammenhang wurde eine Untersuchung
durchgeführt, die das Veränderungsverhalten der
Großwetterlagen aus den vergangenen 65 Jahren näher
betrachteten sollte. Für diese Aufgabe war es
notwendig, möglichst objektive Daten zu Rate zu
ziehen, die das Verhalten der großräumigen
Zirkulation gut wiederspiegeln. Der Deutsche
Wetterdienst hat hierfür einen Datenkatalog mit
täglichen Charakterisierungen von Großwetterlagen ab
1881 im Angebot, auf dessen Aufzeichnungen für die
Untersuchung zurückgegriffen wurde. Für
weitergehende Informationen diesbezüglich sei die
entsprechende Seite des DWD empfohlen:
Die Auswertung wurde nun dahingehend
angelegt, dass zunächst eine Filterung jener
Großwetterlagen erfolgte, die besonders
warme bzw. besonders kühle
Temperaturverhältnisse über Deutschland mit
sich brachten. Bei den kühlen Wetterlagen
sind es vor allem solche mit nördlicher, bei
den warmen Lagen solche mit überwiegend
südlicher bzw. hochdruckgeprägter
Komponente. Die jeweiligen Typen sind in
nachfolgender Tabelle noch einmal
zusammengefasst:
Um einen Vergleich der letzten
Jahre mit der Vergangenheit zu gewährleisten, wurde
der Untersuchungszeitraum gesplittet in einen
Abschnitt 1951 - 2000 und eine Periode 2001 - 2015.
Die Auswertung erfolge also für die beiden Zeiträume
separat. Ohne an der Stelle näher ins Detail
zugehen, wurde nun die prozentuale Häufigkeit der
"kühlen" und "warmen" Großwetterlagen erstellt. Die
Ergebnisse dazu sind in folgender Übersicht
zusammengestellt.
Aus den Daten ist ersichtlich, dass im Zeitraum 1951
- 2000 von den ausgewerteten Großwetterlagen 28,2 %
einen besonders warmen und 18,9 % einen besonders
kühlen Charakter aufwiesen. Demgegenüber waren im
Zeitraum 2001 - 2015 aber nur 9,9 % der
Großwetterlagen als "kühl" einzustufen, dafür jedoch
37,8 % als mäßig bis sehr warm. Führt man eine
Signifikanzprüfung mittels Chi-Quadrat-Tests durch,
so ergibt sich sowohl für die Zunahme der "warmen"
als auch die Abnahme der "kühlen" Wetterlagen
jeweils ein Wert, der auf einen hochsignifikanten
Unterschied hindeutet.
Diese Ergebnisse zeigen doch in recht
beeindruckender Weise, dass die Zunahme warmer
Sommer in Mitteleuropa vor allem ein Resultat
veränderter Zirkulationsmechanismen darstellt.
Offensichtlich kam es in jüngerer Vergangenheit zu
vermehrten Hochdrucklagen über dem europäischen
Kontinent und Russland bzw. zu tiefvorderseitigen
Situationen mit den entsprechenden (warmen) Folgen.
Zwar lässt sich bei der Definition der
Großwetterlagen durch den bearbeitenden Meteorologen
eine gewisse Subjektivität nicht ganz ausschließen,
für eine grobe Orientierung ist die Methodik an
dieser Stelle allerdings absolut ausreichend. Als
nächster Schritt wäre eine Untersuchung konkreter
Wechselbeziehungen zwischen Klimawandel und dem
gehäuften (bzw. verminderten) Auftreten bestimmter
Wetterlagen sowie deren Ursachen sehr interessant,
was jedoch den Rahmen an dieser Stelle sprengen
würde.