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Kalte Winter durch eisfreie Arktis?

In letzter Zeit machten Schlagzeilen die Runde, wonach in diesem Jahr die Eisbedeckung entlang der Nordpolarregion so gering wie noch nie zu sein scheint. Hinzu kam die Meldung, dass als Konsequenz dieser Entwicklung die europäischen Winter kälter werden könnten als bisher. Wie lässt sich nun der scheinbare Widerspruch erklären, dass eine eisfreie Arktis eine Häufung von strengen Wintern in Europa bewirken soll?


Bild: Klima Campus/ Universität Hamburg
Hierzu ist ein Blick auf die Temperaturverhältnisse rund um die Arktis notwendig. In den vergangenen 20 Jahren kam es dort zu einer markanten Erwärmung, was zu einem immer stärkeren Abschmelzen der Eisflächen führte. Beschleunigt wurde dieser Effekt dadurch, dass Eis und Schnee ein deutlich stärkeres Rückstrahlungsvermögen des Sonnenlichts besitzen als Wasser. Somit wurde die bremsende Wirkung der Erwärmung mehr und mehr abgebaut.

Da sich nun die Klimaerwärmung in den Polarregionen stärker bemerkbar macht, als in den Tropen (Temperaturanstieg hier nur marginal), hat dies zur Folge, dass der Temperaturkontrast zwischen beiden Klimazonen geringer wird. Ein geringer Temperaturkontrast bedeutet aber eine schwächere Tiefdrucktätigkeit über dem Nordatlantik, welche für den Austausch von wärmeren und kälteren Luftmassen verantwortlich ist. Jene Tiefdruckzone ist jedoch für die überwiegend milden Winter Mitteleuropas verantwortlich, indem sie milde Luft vom Atlantik zu uns befördert. Schwächt sich nun die Tiefdrucktätigkeit in besagter Region ab, so können sich dort öfters Hochdruckgebiete bilden und ausbreiten. Damit werden die westlichen Winde blockiert und kalte Luftmassen aus nördlichen oder östlichen Richtungen sind häufiger imstande sich auszubreiten.

Ein Indiz könnte bereits die Häufung kalter Winter bzw. Winterabschnitte in den letzten Jahren sein. Über die Entwicklung des kommenden Winters können aus der Erkenntnis aber keine Schlüsse gezogen werden.

© by Lars Thieme and Langfristwetter.com