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Möglicher Einfluss der Sonnenflecken auf die Arctic Oscillation

Schon seit langer Zeit sind sogenannte Sonnenflecken immer wieder Gegenstand intensiver Forschungen, nicht nur was den astronomischen, sondern auch den meteorologischen Bereich betrifft. Bei diesen - dunkler als die übrige Sonnenoberfläche erscheinenden - Flecken handelt es sich um Bereiche kühlerer Temperaturen, die an Magnetfelder gekoppelt sind. Da mit diesen Magnetfeldern auch Plasmaausbrüche in Verbindung stehen, die in Form von Sonnenwinden auch die Erde erreichen können, lag die Vermutung nahe, dass das Auftreten und Verschwinden der Sonnenflecken Einfluss auf das meteorologische Geschehen auf der Erde haben könnte. Da es zudem detaillierte Aufzeichnungen über das Auftreten von Sonnenflecken bis ins 18. Jahrhundert zurück gibt, hat man vor allem früher die Fleckenstatistik auch für das Aufstellen langfristiger Witterungsprognosen benutzt.

Wintertemperatur Mitteleuropa Interessant für die aktuelle Betrachtung ist der Umstand, dass wir im Frühjahr dieses Jahres (2014) ein Sonnenfleckenmaximum zu verzeichnen hatten, also eine Phase mit relativ vielen Flecken. Aus diversen Literaturen ist zu entnehmen, dass gerade im ersten Jahr nach einem solchen Maximum die Neigung strengerer Winter in Mitteleuropa erhöht zu seien scheint. Eine genauere Betrachtung des tatsächlichen Witterungsverlaufs schien daher sinnvoll. Es wurden somit alle Winter untersucht, die unmittelbar nach einem Maximum und bis zu einem Jahr danach auftraten.

Wie in der Tabelle ersichtlich, können hinsichtlich der Wintertemperatur in Deutschland keine direkten Rückschlüsse auf die Witterung im entsprechenden Fleckenzyklus gezogen werden, auch wenn die Tendenz zu kalten/normalen Wintern etwas erhöht ist. Die große Streuung wird besonders dadurch deutlich, dass mit den Wintern 1928/29 und 1989/90 einer der kältesten und einer der der mildesten Winter der Vergangenheit in der Liste erscheinen.

Etwas anders sieht die Sache dagegen aus, wenn man sich Karte der mittleren Winter-Luftdruckabweichung ansieht. Hier ist zu erkennen, dass in den Wintern unmittelbar nach einem Fleckenmaximum die Neigung zu höherem Luftdruck über Nordrussland besteht. Diese positiven Druckanomalien erstrecken sich im abgeschwächten Maße über Nordskandinavien bis nach Grönland.

Diese Abweichungen entlang der polaren und subpolaren Regionen sind ein Zeichen für eine Abschwächung und Störung der allgemeinen Großzirkulation (AO). Wie bereits erwähnt, ist eine Aussage zur Witterung über Mitteleuropa jedoch nicht möglich, da sich unsere Region nicht unmittelbar im Einflussbereich dieser Zone befindet. Je nachdem ob die Nähe zum Hochdruckgebiet überwiegt oder wir eher im Einflussbereich der atlantischen Tiefdruckzone liegen kann das Witterungsgepräge doch erheblich schwanken.

Letztlich wäre es auch falsch, eine Witterungsprognose auschließlich auf Basis solarer Aktivitäten aufzustellen. Diese Art der Methodik sollte bestenfalls als Ergänzung oder Bestätigung zu anderen Prognoseverfahren dienen, hat aber gerade in der jüngeren Vergangenheit durch die Entwicklung immer besserer Hochleistungsrechner  zunehmend an Bedeutung verloren.
Abweichung Winterluftdruck nach Sonnenfleckenmaximum


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